Verfügbarkeit der Fernwasserversorgung

Was bedeutet eigentlich n-1 für einen Wasseranbieter?

Immer wieder ist von „n-1“ (sprich „n minus eins“) die Rede. Aber was bedeutet das überhaupt und speziell für einen Wasseranbieter? n-1 ist die mathematische Beschreibung für die Verfügbarkeit von technischen Systemen und Anlagen. Es drückt aus, dass wenn ein Teil eines Systems ausfällt, trotzdem noch ein weiteres Teil vorhanden ist, so dass alle Funktionen aufrechterhalten werden können. Betrachten wir uns ein geläufiges Beispiel: Ein Auto hat vier Räder. Hier steht „n“ für die Zahl vier. Fällt nun ein Rad aus, etwa durch einen Platten, dann hatten früher alle Autos ein gleichwertiges Ersatzrad. Nach dem Radwechsel war das technische System Auto wieder voll funktionsfähig.

Und was bedeutet nun n-1 in der Versorgungswirtschaft? Bei leitungsgebundenen Medien wie Strom, Gas, Wasser oder Telekommunikation sind hier die möglichen Wege zum Kunden entscheidend. Hat man mehrere Wege, beispielsweise eine Ringleitung, dann kann der Kunde beim Ausfall einer Leitung über den zweiten Leitungsweg versorgt werden. Diese nennt man dann Redundanz, was man mit „technischer Ersatzmöglichkeit“ übersetzen kann.

n-1 bei der Fernwasserversorgung.

Und wie sieht das mit der Verfügbarkeit bei einem Wasseranbieter wie der OVAG für die Fernwasserversorgung aus? „Spannend“ nennt Franz Poltrum, Abteilungsleiter Wasser das Thema. „Während wir in der Anlagentechnik, etwa bei Pumpen oder Wasseraufbereitung meist noch eine Redundanz haben, sieht es beim Leitungsnetz der Fernwasserversorgung nicht so gut aus. Durch die hohen Baukosten für Fernwasserleitungen gibt es hier oft nur einen Weg zum Kunden. Fällt dieser aus, dann muss so schnell wie möglich repariert werden. n-1 ist ein langgehegter Wunsch, den wir aber auch in den nächsten Jahrzehnten für die Wasserversorgung in der Region nicht erreichen werden.“

Aber was macht ein Wasseranbieter, wenn das „-1“ fehlt und man nur „n“ hat? „Man versucht sich so gut wie möglich auf eventuelle Störungen der Fernwasserversorgung vorzubereiten. Wir müssen für jede Eventualität eine Reparaturmöglichkeit bereithalten, das betrifft nicht nur die Ersatzteile, sondern auch die Fähigkeit und das Personal, um diese einzubauen. Ein größerer Rohrschaden ist nie innerhalb einer Schicht behoben. Es dauert meist Stunden, bis ein Leitungsabschnitt entleert ist und endlich im Trockenen gearbeitet werden kann. Ist die Reparatur erfolgt, dann dauert es noch einmal so lange, bis die Fernwasserleitung wieder gefüllt ist und die Wasserversorgung in Betrieb gehen kann.“

Und was ist in dieser Zeit mit den Kunden? „Die Kunden sind in diesem Fall die Stadt- und Ortsteile der Kommunen, die über den betroffenen Leitungsabschnitt versorgt werden. Diese werden dann nicht von uns versorgt. Haben sie keinen eigenen Hochbehälter, bekommen die Bürger in dieser Zeit kein Wasser aus der Leitung. Sie müssen dann über Tankwagen, Transportbehälter oder Schlauchleitungen ihr Wasser erhalten. Das ist Aufgabe der Kommunen.“

Also herrscht manchmal wirklich Hochspannung bei der Wasserversorgung? „Ja, so könnte man es bezeichnen. Der Kunde erwartet von einem Wasserversorger 100 %. Genau die müssen wir liefern."

Wasserversorgung über Fernwasserleitung und Trinkwasserbehälter.

Fernwasserversorgung der OVAG.
Die Grafik zeigt: Fehlt in einer Kommune ein Trinkwasserbehälter oder fällt die eigene Trinkwasserversorgung aus, ist schnelles Handeln gefragt. Insbesondere dann, wenn auch über die Fernwasserversorgung der OVAG kein Wasser mehr im Verteilernetz ankommt.

Ansprechpartner:
OVAG
Herr Franz Poltrum
Tel.: 06031 6848-410
E-Mail: poltrum@ovag.de

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