Das Wasserkraftwerk in Ortenberg-Lißberg ist eine der Keimzellen der Stromerzeugung in Oberhessen. Es ist auch der Beweis, dass der regionale Energieversorger OVAG seit knapp einem Jahrhundert Pionier in Sachen erneuerbare Energien ist. Ein Thema, das erst in den vergangenen Jahrzehnten ins öffentliche und politische Bewusstsein drängte. 2023 wird das Wasserkraftwerk Lißberg 100 Jahre alt. Grund genug, sich diesem lebendigen Stück nachhaltiger Stromerzeugung zu widmen und es weiterhin zukunftsfähig zu machen. Neben einer Fassadenerneuerung nach historischem Vorbild stand deshalb auch die Installation einer Photovoltaikanlage auf der To-do-Liste der OVAG.
Die beiden OVAG-Vorstände Joachim Arnold und Oswin Veith haben die Baustelle besucht und sich vor Ort einen Eindruck über deren Fortgang verschafft. „Die regenerative Energie, die seit nahezu 100 Jahren in Lißberg produziert wird, ist heute wichtiger und mehr geschätzt denn je. Wir sind froh und stolz, dass das Wasserkraftwerk auch nach so langer Zeit eine Rolle bei regenerativer Energieerzeugung in der Region spielt und das ab sofort auf zwei verschiedene Arten nachhaltig Strom erzeugt wird“, erklären die beiden OVAG-Vorstände.
Pläne für das Wasserkraftwerk gab es bereits um 1900, sie stammten vom Landesforstmeister Dr. Karl Weber. Gebaut wurde der Komplex schließlich in den 20er Jahren als Ergänzung zur damaligen Braunkohleverstromung in Wölfersheim. Die Überlegungen schon damals: Wenn einmal der Brennstoff knapp würde, könne das Wasserkraftwerk den Unterschied machen. Eine Einschätzung, die an Weitsicht kaum zu überbieten ist. Seinerzeit war es das größte Hochdruckwasserkraftwerk in Hessen, in den 30er Jahren gab es an der Hillersbachtalsperre, die das Kraftwerk speist, gar ein Hotel und einen Badebetrieb. Bis heute erzeugt das Wasserkraftwerk pro Jahr im Schnitt rund 2,5 bis vier Millionen Kilowattstunden Strom. Genug, um über 1.000 Haushalte ein Jahr lang zu versorgen.
Dank der neuen Photovoltaikanlage auf dem Dach des Gebäudes ist das Wasserkraftwerk ab sofort sogar in doppelter Hinsicht Erzeuger erneuerbarer Energien. Die insgesamt 128 Module bringen eine maximale Leistung von 49,92 Kilowattpeak und werden pro Jahr knapp 50.000 Kilowattstunden Strom erzeugen. Rund 80 Prozent des so erzeugten Stroms werden für den Eigenverbrauch der OVAG genutzt, der Rest wird ins Netz eingespeist.
Das Wasserkraftwerk ist im wahrsten Sinne ein historisches Bauwerk und steht unter Denkmalschutz. „Bei der Installation der Photovoltaikanlage und der Gestaltung der Fassade sind wir selbstverständlich den Vorstellungen der zuständigen Denkmalschutzbehörde gefolgt“, erklärt Arnold. Bei der bislang letzten Außenrestauration, vermutlich in den 60er Jahren, war eine andere Farbe ausgewählt worden. Dank aufwendiger Recherchen erhielt das Wasserkraftwerk jetzt seine ursprüngliche Farbgebung zurück, die es nach seiner Erweiterung 1923 bekam: einen Rotton, der ins Bräunliche geht. Die Lisenen, also die leicht hervortretenden Mauerblenden zwischen den Fenstern, wurden gemäß denkmalschutzrechtlicher Auflagen in historischem grau aufgelegt. „Unser Besuch hat uns erneut gezeigt, dass wir hier die richtigen Entscheidungen getroffen haben und uns darin bestärkt, diesen Weg in eine nachhaltige Erzeugung von Energie konsequent weiter zu gehen“, zieht Joachim Arnold ein Fazit. „Die OVAG ist seit jeher Pionier in Sachen erneuerbarer Energie und wird das auch künftig sein, dafür tragen wir Sorge“, ergänzt Oswin Veith.