„Auch für uns nicht alltäglich“.

Bei der neuen Niddaquerung der 1. Fernwasserleitung kommt eine Tunnelbohrmaschine zum Einsatz.

Trinkwasser ist unser Lebensmittel Nummer eins. Neben einer umweltschonenden und ressourcenschützenden Gewinnung sind kontinuierliche Investitionen in die Versorgungssicherheit die Pfeiler, auf denen die nachhaltige Versorgung mit Trinkwasser ruht. Eines dieser Projekte ist die Verlegung und Teilsanierung der 1. Fernwasserleitung in Bad Vilbel. Dort wurden jetzt mithilfe einer Tunnelbohrmaschine die Voraussetzung für die unterirdische Niddaquerung der Leitung geschaffen.

Notwendig geworden war dieses Projekt durch die Bauarbeiten an der Main-Weser-Bahn. Im Zuge dieser Arbeiten wurde in Bad Vilbel eine neue mehrgleisige Brücke über die Nidda geplant, die zunächst neben der alten Brücke gebaut und dann in die Strecke hineingeschoben wurde. Die 1. Fernwasserleitung, die an dieser Stelle parallel zur Bahnstrecke die Nidda unterquert, wäre direkt unterhalb der neuen Brückenfundamente verlaufen, sodass sie kurzfristig wegverlegt werden musste. 2021 wurde mit großem organisatorischem Aufwand zunächst eine Ersatzleitung zur Querung der Nidda gebaut, ehe Anfang 2024, nach Beendigung der Brückenarbeiten durch die DB, mit der eigentlichen Neuverlegung der Leitung begonnen werden konnte.

Die Rohre werden in sieben bis acht Metern Tiefe verlegt. Dazu wurden zunächst zwei Baugruben zum Einsetzen und Ausheben des Bohrkopfes gegraben. Die Bohrstrecke ist etwa 140 Meter lang. „Diese Art der Rohrverlegung ist auch für uns nicht alltäglich“, sagt Projektleiter Florian Odermatt. Der Bohrkopf wird von einer der beiden Baugruben aus hydraulisch vorangeschoben, Schutzrohre aus Stahlbeton für die eigentliche Leitung dabei direkt mitverlegt. Der Teufel liegt hier im Detail: Ein Teil der Stahlbetonrohre ist mit einer Art hydraulischem Ring ausgestattet, der – je tiefer der Bohrer vordringt – dabei hilft, diesen im Tunnel weiter vorzutreiben. Diese Ringe werden später ausgebaut, die Lücken mit Beton aufgefüllt. Die Bohrung selbst verläuft sehr genau, Abweichungen liegen im einstelligen Zentimeterbereich und betragen oft nur wenige Millimeter.

Das ausgebohrte Material wird mit Wasser vermischt und aus dem Tunnel abgepumpt. Oberirdisch werden die Feststoffe abgeschieden, sodass das Wasser in einem Kreislaufsystem wiederverwendet werden kann. „Die Schutzrohre haben einen Durchmesser von 1,40 Metern, die eigentliche Fernwasserleitung mit einem Durchmesser von 80 Zentimetern sowie einige Kabelrohre werden dann später dort hinein verlegt“, erklärt Odermatt. Dazu wird eine Schienenkonstruktion in die Schutzrohre eingebaut, die Zwischenräume werden mit Beton aufgefüllt.

Bei den Vorbereitungen spielte zum Beispiel auch die Frage nach Bomben-Blindgängern eine Rolle. „Die Bahnstrecke wurde während des Zweiten Weltkriegs stark bombardiert. Für die Baugruben mussten wir vorher Probebohrungen zur Kampfmitteluntersuchung machen, der Tunnel selbst verläuft glücklicherweise fast überall tief genug, sodass in diesen Bodenschichten nicht mit Blindgängern zu rechnen ist. Die Nidda wurde per Boot abgesucht“, sagt Odermatt.

Gebohrt wird rund um die Uhr, rund eine Woche lang. Pro Schicht schaffen die Arbeiter ungefähr 20 Meter Strecke. Nördlich der Nidda wird dann an die bereits fertige neu verlegte Fernwasserleitung angeschlossen. Auch hier wurde bereits im vergangenen Jahr mit großem Aufwand ein etwa 400 Meter langes Teilstück der Fernwasserleitung saniert. Die Ersatzleitung zur Querung der Nidda wird nach der Inbetriebnahme des neuen Leitungsabschnitts zurückgebaut. Die Verbraucher bekommen von all dem nichts mit. „Man muss sich vergegenwärtigen, dass all das während des laufenden Betriebs passiert, um die Versorgungssicherheit der Bevölkerung rund um die Uhr zu gewährleisten. Eine gute Planung und die Einhaltung der Zeitpläne sind für solche Projekte deshalb unerlässlich“, sagt Odermatt.

Das Bohrloch im Schacht: Gebohrt wird rund um die Uhr, die Schutzrohre aus Stahlbeton werden dabei direkt mitverlegt.

Zurück